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Eindrucksvolle christlich-jüdische Begegnung mit Dr. Eli Tauber in Sarajevo

Vergleicht man Sarajevo mit einem Brot, bestehend aus Muslimen, Katholiken und Orthodoxen, so sind die Juden das Salz. So beschrieb uns Dr. Eli Tauber die Rolle der Juden in Bosnien-Herzegowina, als wir uns mit ihm am 19. März 2017 in Sarajevo trafen.

Wir, das war der Lehrstuhl für Interkulturelle Theologie und Religionswissenschaft der Augustana-Hochschule Neuendettelsau unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Heike Walz und ihrer Assistentin, Pfrin. Stefanie Friederike Kleierl, gemeinsam mit 15 Studierenden.

Dr. Eli Tauber ist ein Vertreter der jüdischen Gemeinde in Sarajevo. Sein großes Forschungsthema sind die besonderen Beziehungen zwischen Juden und Muslimen in Bosnien-Herzegowina. So suchte er landesweit nach Zeitzeugen aus der Zeit des Nationalsozialismus. Heraus kam eine Fotoausstellung, die wir in der ehemaligen sephardischen Synagoge besuchten. Diese Fotoausstellung beschreibt, wie Muslime Juden im Zweiten Weltkrieg Unterschlupf gewährten, oder ihnen durch ihre eigenen, muslimischen Pässe zur Flucht verhalfen. Besonders ergreifend war ein Schwarzweißfoto aus dem Jahr 1941. Darauf sind zwei Freundinnen abgebildet, die Arm in Arm durch die Straßen Sarajevos gehen. Es handelt sich um Rivka Kabiljo, eine Jüdin und Zajneba Hargada, eine Muslima. Das Bild an sich ist schon auffällig, da Rivka ein schickes Kostüm trägt, während Zajneba komplett in Schwarz verhüllt ist. Aber was man auf diesem Bild nicht sieht – Zajneba verdeckte mit ihrem schwarzen Umhang den Judenstern ihrer Freundin und ermöglichte ihr es so, überhaupt durch die Straßen Sarajevos gehen zu können. Diese und weitere ergreifende interreligiöse Begebenheiten erzählte uns Dr. Tauber, als wir weiter durch die wunderschöne alte Synagoge gingen, die heute vorwiegend als Museum dient. Dr. Tauber wies uns auch darauf hin, dass diese guten jüdisch-muslimischen Beziehungen bis zur spanischen Reconquista im 15./16. Jh. zurückreichen, als die vertriebenen Juden in Bosnien eine neue Heimat fanden.

Im Anschluss führte uns Dr. Tauber zur neuen Synagoge. Schon von außen wurde deutlich, wie gut das interreligiöse Verhältnis auch heute ist. So braucht es als eine der wenigen Synagogen in Europa keine polizeiliche Bewachung. Und nicht nur das – die Synagoge blieb während des Jugoslawienkriegs größtenteils unversehrt, obwohl mitten in der Stadt gelegen. „Das war der erste Krieg“, so Dr. Tauber trocken, „an dem nicht wir Juden schuld waren“. Ganz im Gegenteil waren es dieses Mal die Juden und Jüdinnen, die ihre Pässe einsammelten und an muslimische Mitbürger verteilten, um ihnen die Flucht zu ermöglichen. Zudem verteilte die jüdische Gemeinde kostenlos Medikamente und hatte eine neutrale Position zwischen den streitenden Parteien inne.

Heute fördert die jüdische Gemeinde den interreligiösen Dialog u.a. bei dem geplanten interreligiösen Purimfestes 2019. So hat die jüdische Gemeinde eine bedeutende und aktive Rolle innerhalb des interreligiösen Dialogs in Bosnien-Herzegowina inne. Umso wichtiger ist es, endlich die politische Benachteiligung der jüdischen Bevölkerung (und auch anderer religiöser Minderheiten in Bosnien-Herzegowina) durch das Abkommen von Dayton aufzuheben.

Die Begegnung mit Dr. Eli Tauber und der jüdischen Gemeinde in Sarajevo war sehr beeindruckend. Zum einen veränderten die vielen hoffnungsvollen Geschichten unser Bild des jüdisch-muslimischen Miteinanders. Zum anderen verhalf uns die jüdische Perspektive zu einem besseren Verständnis des Bosnienkriegs. Für viele Studierende war dieses Treffen der erste Kontakt mit dem Judentum und man kann hoffen, dass sich dieser positiv auf ihre interreligiösen Kompetenzen auswirkt.

Stefanie Friederike Kleierl


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