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Aktuelles von der AHS

Prof. Dr. Heike Walz besucht mit Studierenden die Eröffnungsveranstaltung der christlich-islamischen Dialogwochen 2017 in Nürnberg

Das „Christliche Abendland“ versus „die Muslime“? Die ambivalente Rolle der Medien im Diskurs um Leitkultur und Islam.

Die Medien tragen wesentlich dazu bei, dass der Islam in Deutschland als gefährlich und integrationsunfähig wahrgenommen wird. Zu diesem Ergebnis kam der erste Themenabend der christlich-islamischen Dialogwochen 2017 am 24. April. Die Evangelische Stadtakademie und die Brücke-Köprü, das Begegnungszentrum für Christen und Muslime, hatten hierzu ins Haus Eckstein eingeladen. Die persönliche Begegnung mit Musliminnen und Muslimen löst jedoch viele dieser Vorurteile auf. Auch die Kirchen können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.

„Lassen Sie uns ein Experiment machen: Schließen Sie die Augen. Was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn, wenn Sie an den Islam denken?“ Schwarz vermummte Terroristen, die im Namen Gottes unschuldige Menschen ermorden. Musliminnen, die ohne Kopftuch das Haus nicht verlassen dürfen. Türken, die ihre Schwester töten, weil sie einen Deutschen heiraten wollen, der kein Moslem ist. Moscheen, in denen sich Jugendliche um Hassprediger sammeln – und das auch noch mitten in Deutschland. Es ist fast unmöglich, sich gegen solche negativen Bilder zu wehren, die hochkommen, wenn nach dem Islam gefragt wird. Wer glaubt jetzt noch an ein friedliches Miteinander von muslimischen Flüchtlingen im christlichen Abendland?

Im Rahmen der Vorlesung „Einführung in den Islam“ besuchte eine Gruppe Studierender mit Professorin Dr. Heike Walz und Assistentin Pfrin. Stefanie Kleierl am 24. April die Auftaktveranstaltung der christlich-islamischen Dialogwochen 2017. Mitorganisiert wurde der Abend von dem Begegnungszentrum „Brücke-Köprü“ in Nürnberg, welches sich für einen gelebten Austausch der beiden Religionen einsetzt.

Als Einstieg der Themenreihe „Wege aus der Angst“ diente die Frage, ob die Medien dazu beitragen, dass der Islam als Störfaktor für das „friedliche Miteinander“ in Deutschland empfunden wird. Dr. Johanna Haberer, Professorin für Christliche Publizistik (FAU Erlangen-Nürnberg), verdeutlichte die Macht der medialen Bilder in unserer Gesellschaft. Berichte über Musliminnen und Muslime sind häufig verbunden mit Terror, Gewalt und Unterdrückung. Dabei sind persönliche Erfahrungen mit muslimischen Gläubigen in Deutschland zumeist positiv. Dennoch setzen sich ethnisch-religiöse Stereotype in den Köpfen fest und schaffen den Eindruck eines gefährlichen Islams, der den friedlichen Deutschen gegenüber steht. Das Problem besteht also darin, dass die positiven Seiten der muslimischen Gemeinschaft in Deutschland, das Miteinander der Kulturen und der Alltag, medial nicht genügend gezeigt werden und deshalb ein verzerrtes Bild entsteht. Vereinzelt gibt es Versuche, die sich dieser Problematik widmen, zum Beispiel die Radiosendung „Koran erklärt“ im Deutschlandfunk. Es fehlt aber trotzdem an starken muslimischen Stimmen, die zum aktuellen politischen Geschehen befragt werden.

Der türkisch-deutsche Journalist Volkan Altunordu (Nürnberger Nachrichten) kritisierte den ständigen Vorwurf der Deutschen, dass sich Musliminnen und Muslime von Krieg und Gewaltherrschaft distanzieren müssten. Zum Einen wird ignoriert, dass Islamverbände und Imame Verbrechen im Namen des Islam schon längst verurteilen. Zum Anderen werden politische Geschehnisse religiös gedeutet, obwohl sie es nicht sind. Wieso muss sich zum Beispiel die muslimische Kommilitonin für den Terroranschlag des IS in einer ägyptischen Kirche rechtfertigen, während ein radikaler Christ, der einen Abtreibungsarzt in den USA erschossen hat, lange nicht mit uns in Deutschland in Verbindung gebracht wird? Das Christentum wird schließlich auch nicht unter Generalverdacht gestellt, gefährlich zu sein, nur weil kleine Gruppierungen ihren Glauben als Vorwand für Gewalt benutzen.

Die Folge der ständigen Politisierung ist, dass die Medien durch ihre teils undifferenzierten Beiträge ein Islam-Bashing ritualisieren. Dann ist es einfach, die Religion und ihre Glaubensgemeinschaft generell abzulehnen und die einseitigen Bilder in den Medien nicht zu hinterfragen. Altunordu verdeutlichte die Thematik, indem er auf die Berichterstattung der deutschen Medien zum aktuellen Türkei-Referendum hinwies. Der Vorwurf, dass Türkinnen und Türken gegen Demokratie gestimmt hätten und deshalb nicht integrationsfähig seien, stößt alle Menschen vor den Kopf, die seit vielen Jahren in Deutschland beheimatet und Teil der Gesellschaft geworden sind. Dass muslimische Mitbürgerinnen und Mitbürger eine Abneigung gegenüber den deutschen Medien entwickeln und zu aktuellen Debatten verstummen, ist dann nicht verwunderlich.

Wie kann nun der Mischung aus negativer Stimmungsmache und subtilen Ängsten gegenüber dem Islam und der muslimischen Gemeinschaft in Deutschland begegnet werden? Die Veranstalter der Brücke-Köprü hoben die Dialogwochen 2017 als Begegnungsmöglichkeit hervor, wo Ängste und Wünsche ausgesprochen und verschiedene Perspektiven geteilt werden. Der persönliche Austausch begegnet den Stereotypen und schafft ein facettenreiches Bild von muslimischem Leben in Deutschland. Johanna Haberer betonte den Einfluss der Kirchen und deren Rolle als Hebammen, die muslimische Stimmen in den öffentlichen Diskurs verhelfen können. Wieso nicht auch ein „Wort zum Freitag“, das geistliche Impulse aus dem Horizont des Islam bespricht, ähnlich dem „Wort zum Sonntag“? Die friedensstiftenden Potentiale, wie sie auch im Christentum betont werden, können ein Gegengewicht zu den negativ konnotierten Nachrichten bilden. Volkan Altunordu äußerte den Wunsch gegenüber Journalistinnen und Journalisten, selbstkritischer zu recherchieren und sich der aktuellen Stimmungsmache nicht anzuschließen, nur um an Leserschaft zu kommen. Die Einbeziehung einer muslimischen Perspektive auf aktuelle gesellschaftliche und politische Debatten in Deutschland sollte das Ziel jedes publizistischen Mediums sein. Einen „Dialog“ zu führen bedeutet, mit den Anderen zu reden und nicht übereinander.

Erdmuth Meussling


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