Helmut Dietzfelbinger zum Gedenken
- Pfr. Helmut Dietzfelbinger
Helmut Dietzfelbinger hat die Geschichte der Augustana-Hochschule über viele Jahre in besonderer Weise begleitet und geprägt, und dies weit über die von ihm vertretenen Fachgebiete Hebräisch und Bibelkunde hinaus. Wer immer hier studierte, erinnert sich gerne seiner freundlichen, geselligen und humorvollen Art sowie seiner regelmäßigen Präsenz – nicht zuletzt im sog. „Kommunikationszentrum“ der Hochschule, wo er sich am Piano in die Herzen seiner Zuhörerinnen und Zuhörer gespielt hat. Die Leidenschaft für die Musik und die Begeisterung für die hebräische Sprache waren das „doppelte Fundament“, auf dem seine private wie seine berufliche Existenz gründeten.
Helmut Dietzfelbinger wurde am 28. Dezember 1939 geboren. Sein Theologiestudium begann er im Wintersemester 1959/60 an der Augustana-Hochschule. Weitere Studienorte waren Heidelberg, Göttingen und Erlangen. Seinen Vorbereitungsdienst verbrachte er 1965/66 als Vikar in Schwabach. 1966 führte ihn dann sein Weg wieder zurück nach Neuendettelsau, wo er Dozent am Missions- und Diasporaseminar wurde. Besonders prägend war für ihn die sich daran anschließende Phase am Seminar für Spätberufene (heute: „Studiengang für PfarrverwalterInnen“), von der er immer wieder gerne erzählt hat. 1985 wurde er schließlich Dozent für hebräische Sprache und Bibelkunde an der Augustana-Hochschule, wo er seinen Dienst bis zur Emeritierung 2005 versah. Somit war er fast 40 Jahre lang als theologischer Lehrer in Neuendettelsau tätig.
Die Vermittlung der hebräischen Sprache war ihm ein Herzensanliegen. In einem berühmt gewordenen Gedicht zum 50-jährigen Jubiläum der Augustana-Hochschule beschreibt er, wie eng sie – über das Alte Testament hinaus – mit den anderen theologischen Disziplinen verflochten ist. Dabei bekennt er auch, dass sein Verhältnis zu dieser Sprache eine persönliche Seite hat. Sie war für ihn mehr als eine „Profession“ – schon eher eine „Passion“, ja geradezu ein „Hobby“, wie er sich ausdrückt. Aus den jahrelangen Lehrerfahrungen ist ein veritables zweibändiges Unterrichtswerk mit dem Titel „Lernbuch des biblischen Hebräisch“ hervorgegangen, das er in Zusammenarbeit mit seinem ehemaligen Tutor, Pfr. Dr. Martin Weber, herausgegeben hat und das bis heute an der Hochschule Verwendung findet. Er selbst hat diese Publikation einmal als sein „Lebenswerk“ bezeichnet. Immer noch gesungen werden die darin enthaltenen von ihm und TeilnehmerInnen seiner Kurse komponierten hebräischen Grammatiklieder, mit denen er den Studierenden das Erlernen schwieriger Formenreihen erleichtern wollte.
Neben seinen Aufgaben in der Lehre war Helmut Dietzfelbinger in verschiedenen Gremien und Ausschüssen aktiv, z.B. im Vorstand des Förderkreises der „Freundinnen und Freunde der Augustana“. Auch am Turnus der Andachten und Gottesdienste beteiligte er sich als origineller und durchaus eigenwilliger Prediger, der sich nicht scheute, auch anerkannte theologische „Koryphäen“ kritisch zu hinterfragen.
- Der Pianist der Hochschule (Foto: Peter Weich)
Legendär geworden ist sein Ruf als „Pianist der Hochschule“, für den Partituren höchst überflüssig waren; all seine Musikstücke konnte er auswendig spielen. Bei unzähligen Festakten der Hochschule, Sommerfesten und Pianobars erfreute er sein Publikum mit dieser Kunst – manchmal nur dadurch, dass er leise im Hintergrund spielte. So war für ihn die Musik neben der hebräischen Sprache die zweite große Passion – und dies nicht im Sinne der „leichten Muse“, sondern eines Mediums, das im Leben und durchs Leben trägt.
Die Augustana-Hochschule ist Helmut Dietzfelbinger für seine professionelle Arbeit als theologischer Lehrer, aber auch für die herzerfrischende Originalität, mit der er seine Aufgaben wahrgenommen hat, zutiefst dankbar und wird ihn in lebendiger Erinnerung behalten.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, dem 7. November 2018, auf dem Neustädter Friedhof in Erlangen statt.