Stellungnahme zur Streichung des Master Studiengangs Gender Studies in Ungarn
Offiziell heißt es, dass kein Bedarf für Absolventen und Absolventinnen mit diesem Studienabschluss auf dem Arbeitsmarkt bestehe. Des Weiteren hat Parlamentspräsident László Kövér dieses Studium als "geistige Grundlage eines Menschen-Experiments"[1] betitelt und mit der Eugenik des Nationalsozialismus gleichgesetzt.
Das Studium der Gender Studies ist ein international anerkanntes Gebiet der Wissenschaft und geht der Bedeutung der Geschlechter in kulturellen und gesellschaftlichen Bereichen nach. Dieses Forschungsgebiet hinterfragt die sog. "natürlichen" Geschlechterrollen und erkennt die Diversität von Geschlechtern an. Die Gender Studies geben Werkzeuge an die Hand, strukturelle Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu fassen, zu verstehen sowie gesellschaftliche Produktions- und Reproduktionsmechanismen der Geschlechterdifferenz zu analysieren.
Dieses interdisziplinär und international ausgerichtete Forschungsgebiet ist auch mit der Professur für Feministische Theologie und Gender Studies an der Augustana-Hochschule vertreten. Die Kompetenz in Genderfragen hat sich in den letzten Jahren zu einer grundlegenden Qualifikation in allen Bereichen kirchlicher und gesellschaftlicher Arbeit entwickelt. Sie ist unverzichtbare Voraussetzung für Leitungsämter in privaten, institutionellen und öffentlichen Bereichen.
Die Augustana Hochschule der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern spricht sich daher strikt gegen die oben genannte Einschätzung von Gender Studies aus und fordert die Rücknahme der Streichung des MA Gender Studies.
Neuendettelsau, März 2019
Prof.in. Dr. Heike Walz, Rektorin
Prof.in. Dr. Renate Jost, Lehrstuhlinhaberin Feministische Theologie und Gender Studies
Mirijam Grab, stud. theol.
Die Stellungnahme als pdf-Dokument
[1]
www.ard-wien.de/2018/09/02/gender-studies-will-die-ungarische-regierung-abschaffen/ [26.03.2019]
www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/ungarn-gender-studies-soll-an-unis-verschwinden-warum-a-1223688.html [26.03.2019]
www.juwiss.de/78-2018/ [26.03.2019]