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„Leuchtturmprofessur“ für Feministische Theologie und Gender Studies feiert 25jähriges Jubiläum

Mit einem großen Festakt ist an der Augustana-Hochschule das 25jährige Jubiläum der Dozentur/Professur für Feministische Theologie und Gender Studies gefeiert worden. Gemeinsam mit Festrednerin Prof. Dr. Mira Sievers (Berlin) entwickelten verschiedene Theologinnen „Perspektiven für Feministische Theologie und Gender Studies für die Zukunft“.

Rektor Prof. Dr. Christoph Asmuth begrüßte das zahlreich erschienene Publikum zur Jubiläumsfeier dieser „letzten vollen Professur dieser Sorte“. Es handle sich um eine „Leuchtturmprofessur“, auf welche die Hochschule und mit ihr die Bayerische Landeskirche besonders stolz sei.

Die Inhaberin der Professur, Prof. Dr. Uta Schmidt, verwies in ihrer Einführung auf das sehr verbreitete Staunen, dass es an einer evangelischen Hochschule solch eine Professur gebe. Charakteristisch für das Profil der Professur sei die Verschränkung von Geschlechter- und Gerechtigkeitsfragen. Themen seien hier beispielsweise Vulnerabilität und Resilienz. Forschungsschwerpunkt sei aktuell das aus den aktuellen Krisen (Klimanotstand, Ukraine-Krieg) neu erwachte Interesse an der Apokalyptik. Insgesamt gehe es darum, wie aus Theorien der feministischen Forschung sowie der Gender und Queer Studies explizit feministisch-theologische Themen würden.

Die ehemalige Professorin für Feministische Theologie und Frauenfragen, Prof. em. Dr. Renate Jost dankte zunächst der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern für Errichtung und Erhalt sowohl der Professur als auch der Augustana-Hochschule insgesamt. Sie schilderte anschließend die Entwicklung der Dozentur von der Aufbauzeit, in der in guter Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen die interdisziplinäre Ausrichtung etabliert wurde, über die ab 2000 aufkommende innerkirchliche Spardiskussion, die viel Aufklärungsarbeit über Inhalt und Bedeutung der Dozentur gegenüber den Entscheidungsträger*innen nötig werden ließ, bis hin zur Verwandlung der Dozentur in eine Professur im Jahr 2003. Dies habe zur Schärfung des interdisziplinären, internationalen und interreligiösen Profils und zur Gründung des Internationalen Instituts für Feministische Forschung in Theologie und Religion im Jahr 2008 geführt. Im gleichen Jahr sei die Professur verstetigt worden, was neue Forschungstätigkeit ermöglicht habe. In Vorbereitung auf die Neuausschreibung der Stelle nach Emeritierung von Prof. Jost sei der Name der Professur zu „Feministische Theologie und Gender Studies“ aktualisiert worden.

Höhepunkt des Abends war der Festvortrag von Juniorprofessorin Dr. Mira Sievers (HU Berlin) mit dem Thema „Feministische Islamische Theologie. Das Beispiel der Ehe in der islamischen Ethik“. Anknüpfend an die Situation im Iran gab Sievers einen kurzen historischen Überblick über die Entwicklung des Feminismus im Islam. Sei im späten 19. Jahrhundert zunächst ein „Kolonialer Feminismus“ entstanden, der sich für eine Überwindung der Unterdrückung der Frau in islamischen Ländern durch eine Abwendung vom Islam einsetzte, habe später ein „Muslimischer Feminismus“ mit Argumenten des islamischen Modernismus für mehr Frauenrechte gekämpft. Seit den 1990er Jahren habe sich ein „Islamischer Feminismus“ entwickelt, der durch den Koran begründet für die Gleichberechtigung von Mann und Frau argumentiert habe. Dessen hermeneutische Prämissen seien seit den 2000er Jahren zunehmend kritisiert worden.

Feministische islamische Theologie finde, so Sievers, momentan vor allem in der Koranauslegung, aber auch der Rechtsauslegung statt. In anderen Disziplinen befinde sich diese Perspektive erst in den Anfängen, v.a. in der Ethik. Den Begriff „Ethik“ gebe es jedoch eigentlich in der herkömmlichen islamischen Theologie nicht – er sei eine „phänomenologische Vorkennzeichnung“, die gegenseitige Verständigung ermögliche, aber auch Missverständnisse hervorrufe.

Am Beispiel der Ehe bzw. dem Akt der Unterzeichnung des Ehevertrags nach Islamischen Recht zeigte Sievers detailliert, welches Frauenbild in der Tradition vorherrscht und welche Verschiebungen auftreten, wenn sich die Annahmen über Frauen verändern.

Insgesamt betonte Sievers, dass Feministische Islamische Theologie möglich und notwendig, eine Ausweitung der feministischen Perspektive über die Koranauslegung hinaus auf andere Disziplinen dringend nötig sei. Die Genderperspektive habe eine große Bedeutung für die Vergegenwärtigung und Aktualisierung der islamischen Theologie.

Die anschließende Podiumsdiskussion mit Pfarrerin Christine Stradtner als Moderatorin und Prof. Dr. Uta Schmidt, Prof. Dr. Heike Walz, Prof. Dr. Sievers sowie Charlotte Jacobs und Carlotta Israel (beide wissenschaftliche Mitarbeiterinnen LMU München) als Diskutantinnen vertiefte Aspekte des Festvortrags und beleuchtete zahlreiche Facetten Feministischer Theologie und Gender Studies heute. Einig waren sich die Podiumsteilnehmerinnen, dass Feministische Theologie und Gender Studies nur interkulturell und interreligiös sein können, wenn sie gesellschaftsrelevant sein sollen.

Die musikalische Gestaltung des Abends lag bei stud. theol. Franka Plössner.

Fotos: John Benedikt Pohler

Prof. Dr. Uta Schmidt

Prof. Dr. Uta Schmidt

Prof. em. Dr. Renate Jost

Prof. em. Dr. Renate Jost

Juniorprofessorin Dr. Mira Sievers

Juniorprofessorin Dr. Mira Sievers

Das Podium

Das Podium

(von links) Carlotta Israel, Heike Walz, Charlotte Jacobs, Christine Stradtner, Renate Jost, Mira Sievers, Uta Schmidt

(von links) Carlotta Israel, Heike Walz, Charlotte Jacobs, Christine Stradtner, Renate Jost, Mira Sievers, Uta Schmidt


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