Logo der Augustana Hochschule
Menü

Theologie auf dem Campus

 
 
 
Szene in der Bibliothek

Aktuelles von der AHS

Nachruf auf Professor emeritus Dr. Joachim Track (* 9. November 1940 + 31. Mai 2023)

Die Augustana-Hochschule in Neuendettelsau trauert um Professor emeritus Dr. Joachim Track, der am 31. Mai 2023 im Alter von 82 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben ist.

Joachim Track wurde in Nürnberg geboren. Er studierte Evangelische Theologie in Erlangen, Heidelberg und München. Nach dem Ersten Theologischen Examen absolvierte er das Vikariat in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Nach seiner Ordination war er von 1967 bis 1974 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Systematische Theologie bei Prof. Dr. Wilfried Joest an der Theologischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg. Im Jahr 1973 wurde Joachim Track mit einer Arbeit zum Thema "Der theologische Ansatz Paul Tillichs. Eine wissenschaftstheoretische Untersuchung der Prinzipien, Erklärungsmodelle und Methoden der Systematischen Theologie" (publiziert als Band 31 in den Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie, Göttingen 1975) promoviert. 1974 habilitierte er sich für das Fach Systematische Theologie mit der Arbeit "Sprachkritische Untersuchungen zum christlichen Reden von Gott" (publiziert als Band 37 der Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie, Göttingen 1977). Von 1974 bis 1976 war Joachim Track Privatdozent an der Theologischen Fakultät Erlangen. 1976 erhielt er den Ruf auf den Lehrstuhl für Systematische Theologie und Philosophie an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau, den er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2005 innehatte. Von 1979 bis 1981 und von 1995 bis 1997 war er deren Rektor.

Neben seinem Engagement in Forschung und Lehre widmete sich Joachim Track zahlreichen Ämtern in wissenschaftlichen und kirchlichen Gremien. Dort knüpfte er Kontakte und brachte als Netzwerker viele Menschen aus Theologie und Kirche zusammen. Er war Vorsitzender der Sektion Systematische Theologie der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie von 1981-1984; Mitglied der Landessynode der Evang.-Luth. Kirche in Bayern von 1978-1996, ebenda Vorsitzender des Ausschusses für Grundfragen kirchlichen Lebens, Mitglied des Landessynodalausschusses und des Berufungsausschusses; Mitglied der Generalsynode der VELKD von 1980-1986; Mitglied in verschiedenen, auch interfakultativ zusammengesetzten Ausschüssen der VELKD und EKD, zum Teil als deren Vorsitzender; seit 1978 war er Mitglied im Leitungsteam der Leuenberger Lehrgespräche der Regionalgruppe Süd-Ostmitteleuropa; seit 1990 Berater im Rat des Lutherischen Weltbundes; seit 1997 Mitglied des Rates und des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltbundes und Vorsitzender des Programmausschusses für Theologie und Studien.

Joachim Track hat seine theologische Existenz einmal wie folgt zusammengefasst: „Seit Beginn meines Studiums hat mich die systematische Theologie interessiert und fasziniert. Die Klärung der grundlegenden Fragen des christlichen Glaubens in ihrem inneren Zusammenhang, die gegenwärtige Verantwortung der christlichen Daseins- und Handlungsorientierung im Dialog mit Philosophie und den Wissenschaften, im Gespräch mit der Zeit und in einer (selbst-) kritischen Reflexion von Theorie und Praxis erschienen mir immer als eine gleicherweise unabdingbare wie reizvolle Herausforderung. Dies hat zu einem Verständnis von Theologie geführt, die offenbarungsbestimmt einsetzt, erfahrungsorientiert den christlichen Glauben entfaltet und argumentierend im Dialog ihre Einsichten vertritt. Über die Tätigkeiten in Forschung und Lehre hinaus erschien es mir wichtig, auch im Bereich der Kirche als theologischer Lehrer Verantwortung zu übernehmen und die gewonnenen theologischen Einsichten in der Praxis zu bewähren. Deshalb habe ich mich neben der Vortrags- und Beratertätigkeit auf den verschiedenen Ebenen kirchlicher Arbeit in Lehrgesprächen, als Sprecher des Arbeitskreises Evangelische Erneuerung und der synodalen Arbeitsgruppe Offene Kirche, in der Kirchenleitung, in kirchlichen Ausschüssen, national und international engagiert. Solches Engagement schließt die Bereitschaft zur ökumenischen Begegnung, zum ökumenischen Lernen, auch zur kritischen Auseinandersetzung in der Ökumene ein.“ Konsequenterweise war Joachim Track auch maßgeblich beteiligt an zahlreichen ökumenischen Gesprächen, so auch an einem Dialog mit der katholischen Kirche über die Rechtfertigungslehre, der 1999 in der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre mündete.

Die Forschungsschwerpunkte von Joachim Track, aus denen eine große Zahl von wissenschaftlichen Publikationen hervorgingen, waren im Bereich der Dogmatik vor allem theologische Grundfragen, Fragen der Hermeneutik, des ökumenischen Dialogs und des Dialogs der Religionen, der Dialog der Theologie mit der Philosophie und den Wissenschaften, sowie das Verhältnis von christlichem Glauben und Kultur. Ein besonderes Interesse galt dabei der religiösen Erfahrung und der Beziehung von Glauben und Erfahrung. Ein zweiter Schwerpunkt lag bei einzelnen Themenbereichen der materialen Dogmatik (Reden von Gott, Fragen nach der Heilsbedeutung von Kreuz und Auferstehung, Verständnis von Rechtfertigung, Verständnis der Sakramente, von Kirche und Amt). In der Ethik lag sein Forschungsinteresse bei den Fragen der Grundlegung der Ethik (Auseinandersetzung um die Zuordnung und Unterscheidung der beiden Reiche und Regimente, Grundlegung einer Ethik des Politischen) sowie bei ausgewählten Themen vor allem der Sozialethik (z.B. wirtschaftsethische Fragen, Umweltethik, Friedensethik, Recht und Strafrechtsproblematik im Zusammenhang der Strafrechtsdenkschrift der EKD) und der christlichen Lebensführung.

Immer wieder brachte seine wissenschaftliche Arbeit Früchte in Kirche und Gesellschaft hervor. So trug beispielsweise die damals wegweisende „Rosenheimer Erklärung der Landessynode zum Schutz des ungeborenen Lebens und zu Fragen des Schwangerschaftsabbruches“ von 1991wesentlich seine Handschrift. Auch eine besondere berufsethische Initiative an der Augustana-Hochschule geht auf ihn zurück: Zusammen mit seinem Kollegen Hans G. Ulrich von der benachbarten Erlanger Theologischen Fakultät gründete er im Jahr 2000 das An-Institut Persönlichkeit + Ethik, Verein zur Förderung der ethischen Orientierung im beruflichen Kontext, e.V., das über zwei Jahrzehnte lang mit der Augustana-Hochschule verbunden war und in veränderter Organisations- und Geschäftsform bis heute besteht.

Joachim Track hat sowohl das wissenschaftliche als auch das kirchliche Profil der Augustana-Hochschule maßgeblich geprägt und zahlreiche Schülerinnen und Schüler mit seiner theologischen Arbeit zu inspirieren vermocht. In seinem „Theologischen Arbeitskreis“ hat er junge Theologinnen und Theologen zur theologischen Reflexion von kirchlicher und gesellschaftlicher Praxis angeregt. Daraus sind viele Doktorinnen und Doktoren sowie kirchenleitende Persönlichkeiten in hohen Führungspositionen hervorgegangen, die ihm in großer Dankbarkeit verbunden waren und sind. Davon zeugen nicht zuletzt zwei umfängliche Festschriften, die ihm zu Ehren veröffentlicht worden sind: Theologie Im Plural. Fundamentaltheologie – Hermeneutik – Kirche – Ökumene – Ethik. Joachim Track zum 60. Geburtstag, hg. von Karl F. Grimmer, Frankfurt a. M. 2001 sowie: Quo vadis Kirche? Gestalt und Gestaltung von Kirche in den gegenwärtigen Transformationsprozessen. Joachim Track zum 65. Geburtstag, hg. von Susanne Munzert und Peter Munzert, Stuttgart 2005.

Wir werden Joachim Track mit seiner hohen theologischen Kompetenz, seiner unermüdlichen Kommunikationsbereitschaft und seinem großen kirchlichen und ökumenischen Engagement in ehrender und dankbarer Erinnerung behalten.

 

Markus Buntfuß, Professor für Systematische Theologie

 

Nachruf des Instituts Persönlichkeit + Ethik


zur Aktuelles-Hauptseite


zur Startseite


 
 
 
 


Rufen Sie uns an oder besuchen Sie uns!

Telefon09874 5090

hochschule@augustana.de

AdresseAugustana-Hochschule

Waldstraße 11

91564 Neuendettelsau

 

Kontakt

Dokumenten-Server

Studi-Portal

English

Sitemap

Impressum

Datenschutz

Rufen Sie uns an oder besuchen Sie uns!

Telefon09874 5090

hochschule@augustana.de

AdresseAugustana-Hochschule

Waldstraße 11

91564 Neuendettelsau

© Augustana-Hochschule