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Zu Besuch bei den Sufis -- Exkursion des Proseminars Interkulturelle Theologie

Im Rahmen des Proseminars „Grenzen überwindenden Spiritualität?“ im Fachbereich Interkulturelle Theologie, Religions- und Missionswissenschaft an der Augustana-Hochschule entschloss sich der Kurs, nach intensiver Vorbereitung und Studium der Theorie auch die Praxis in Augenschein zu nehmen. So unternahmen 17 Studierende unter Führung von Pfarrerin Stefanie Kleierl am 22. Juni 2018 einen Besuch zu dem Derwischorden Mevlânâ Verein e.V. mit Sitz in Nürnberg.

Scheich Süleyman Bahn, Leiter der Sufi-Gruppe, hieß die Gruppe bei vorzüglicher Bewirtung herzlich willkommen und erzählte den Anwesenden nach einem kurzen historischen Abriss über die Entstehung der Sufi-Orden auch über sein eigenes Leben. Als Student strandete er Anfang der 70er Jahre im Rahmen der Sinnsuche auf einer Reise nach Indien in Konya und fühlte sich von der dortigen Derwischtradition im Innersten angesprochen. Ihm gelang es, Schüler eines Scheichs zu werden und wurde später mit dem Auftrag der Verbreitung des Sufismus nach Deutschland zurückgesandt. Seit 25 Jahren nun existieren die Räumlichkeiten Mevlana e.V. in Nürnberg und seit 2001 darf Herr Bahn auch den Titel „Scheich“ führen.

Der Tanz der Derwische (Sama) ermöglicht die Erfahrung des Zustandes des Einswerdens mit allem. Obwohl stark in der türkischen Kultur und im Islam verankert, ist der Sufismus offen für jede(n) auf der Suche nach Gott. Auch Frauen sind Teil der Derwischbewegung und haben meistens ihre eigenen Gruppen. Doch schon seit 20 bis 30 Jahren gebe es in der Türkei gemischte Gruppen, im Westen schon von Anfang an. Schließlich müsse man sich an die Gegebenheiten vor Ort anpassen, so der Scheich. Und „warum sollte es keine Frauen bei den Derwischen geben? Frauen sind doch bereits Derwische!“ Er verwies dabei auch auf die große Bedeutung der Sufi Rabia von Basra. Der Sufismus sei durch die ihm innewohnende Hingabe sehr weiblich. Man müsse auch nicht Mulim sein, um Sufi zu werden, solle sich aber mit den islamischen Wurzeln befassen und auseinandersetzen. Andersgläubige könnten durchaus bei den Tänzen mitmachen, da die Anrufung Allahs auf Arabisch auch den christlichen Gott beinhalte. Zudem habe auch Mevlana Rumi den Umgang mit Juden und Christen gepflegt. Letztlich habe jeder seinen eigenen Weg auf der Suche nach der Wahrheit. Religionen können dabei helfen. Das Besiegen des eigenen Egos sei dabei der größte Kampf auf dem Weg zur Erkenntnis, was nicht gleichbedeutend mit Leibfeindlichkeit sei. Der Orden lege großen Wert sowohl auf gutes Essen, als auch auf anständiges Fasten. Vergleichbar zu Martin Luther solle das ganze Leben eines Derwischs ein Gottesdienst sein.

Nach diesen Ausführungen ging es dann mit der Gruppe in die Praxis. Manche schauten lieber zu, andere gaben sich diesem erst einmal fremden Tanz mit geschlossenen Augen hin. Hilfreich waren dabei die anwesenden Derwische, die man imitieren konnte. Nach Atemübungen kam es zu gemeinsamen Tänzen im Kreis. In der Mitte des Kreises wechselten sich die Derwische mit dem Sama-Tanz ab, der mit einem gemeinsamen Abendgebet abschloss. Anschließend las Scheich Bahn aus dem Werk Mathnawi von Rumi und erklärte dessen Worte. Dies war für uns als Gäste sehr wichtig, denn z. B. die Verwendung verschiedener Namen für den Propheten Mohammed war sehr verwirrend. Bei der Auslegung brachten sich auch die Derwische ein, stellten Fragen und ließen uns an ihren wertvollen Gedanken teilhaben.

Die Offenheit und die erfahrene Gastfreundschaft beeindruckten die Teilnehmenden der Exkursion und sorgten noch in den nächsten Tagen für Gesprächsstoff am Campus. Die Verbindung von Gemeinschaft und Tanz in einem immer schneller werdenden, ja ekstatischen Rhythmus, war für alle eine völlig neue Erfahrung. Ob hier grenzüberwindende Spiritualität möglich ist? Die meisten bräuchten wahrscheinlich Zeit und Übung, um sich wirklich einzufinden und sich nicht mehr „nur“ als Gäste und von außen Beobachtende zu fühlen. Auf jeden Fall war diese Begegnung eine Chance, als doch eher verkopfte ProtestantInnen und zukünftige PfarrerInnen den eigenen spirituellen Horizont zu erweitern.

Stefanie Kleierl und Karsten Poerschke 

 

(Bild: Stefanie Kleierl)

 

(Bild: Karsten Poerschke)


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